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Dictionnaire de l'occitan médiéval (DOM)

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Altokzitanisch

Altokzitanisch wird die mittelalterliche Sprachstufe des Okzitanischen genannt, wie sie uns seit den ersten Zeugnissen im 11. Jahrhundert schriftlich überliefert ist. Das Okzitanische zählt zu den romanischen Sprachen, die als Fortsetzer des gesprochenen Latein der verschiedenen Gebiete des Römischen Reichs in Europa entstanden sind. Okzitanisch ist die angestammte Sprache Südfrankreichs, des Midi de la France. Von dem im Norden angrenzenden Franzö­sischen unterscheidet sich das Okzitanische jedoch mehr als etwa vom Katalanischen, das sich im Süden auf der Iberischen Halbinsel an das okzitanische Sprachgebiet anschließt.

Bezeichnung der Sprache

Der Name «(Alt-)Okzitanisch» ersetzt früheres «(Alt-)Provenzalisch», eine missverständliche Bezeichnung, da die Mundart der Provence nur einen Teil des gesamten okzitanischen Sprachgebiets ausmacht. Der Terminus «Okzitanisch» wurde ausgehend von altokzitanisch oc ‹ja› (< lat. hoc) gebildet. Wie Dante als erster bemerkt hat, unterschied sich das Altokzitanische eben durch seine Bejahungsform vom Französischen, das zu jener Zeit für ‹ja› oïl (neufranzösisch oui < lat. hoc ille) sagte. Die Mehrzahl der übrigen romanischen Sprachen bejaht dagegen mit si (< lat. sic). Auch der Name der alten französischen Provinz Languedoc beruht auf einer Sprachbezeichnung: langue d’oc, ‹die Sprache, die oc sagt›.

Bedeutung des Okzitanischen

Im Gegensatz zu heute, wo das Okzitanische als Verkehrssprache kaum noch Bedeutung besitzt, war es im Mittelalter eine wichtige, über seine geographischen Grenzen hinaus wirkende Literatur- und Kultursprache. Altokzitanisch ist die Sprache der Troubadours. Ihre Dichtung – die zum gesungenen Vortrag bestimmt war – hat die Liebeslyrik der großen volkssprachlichen Literaturen des Mittelalters in Nordfrankreich, auf der Iberischen Halbinsel, in Italien und Deutschland entscheidend beeinflusst.

Altokzitanisch war eine europäische Kultursprache, deren Gewicht auch daran zu erkennen ist, daß sie neben dem universalistischen Latein bereits seit dem 11. Jahrhundert für die Abfassung von Urkunden Verwendung fand.